Sonntag, 22. April 2012

Preiswerte Autorenvideos für mehr Absatz ab 100,00 Euro

Wir haben als Verlag die Erfahrung gemacht, dass Autorenvideos oder Video-Lesungen, die über Plattformen wie youtube gestreut werden, den Absatz und die Bekanntheit von Autor und Buch ankurbeln. Wir haben deshalb ein kleines Web-TV-Studio bei uns eingerichtet – und bieten unsere Dienstleistung jetzt auch externen Autoren an.

Unser Service: Individuelles Briefinggespräch mit Ihnen, Termin in unserem Berliner Studio/Dreh, Schnitt und Konvertierung, Auslieferung der Videodatei an Sie.

Kosten:

Variante 1: ca. 2-minütiges Autorenvideo im Studio vor Greenscreen (Einspielen beliebiger Hintergründe) = 100,00 Euro + Ust. Beispielvideo: http://www.youtube.com/watch?v=OkPH0gHrKlM&feature=plcp&context=C4f873e1VDvjVQa1PpcFOMYsCJCMGkZF0P0jGn_YzAt8MGBwToHVc%3D

Variante 2: ca. 10-minütige Videolesung im Studio vor Greenscreen (Einspielen beliebiger Hintergründe) = 200,00 Euro + Ust.

Darüber hinaus entwickeln wir mit Ihnen auch weitere beliebige Formate auf Anfrage. Beispielvideo: http://www.youtube.com/watch?v=f15J8fhSNx0&feature=context&context=C4f873e1VDvjVQa1PpcFOMYsCJCMGkZF0P0jGn_YzAt8MGBwToHVc%3D

Kontaktieren Sie uns unter: info@vergangenheitsverlag.de oder 030- 41936736

www.vergangenheitsverlag.de

Mittwoch, 18. April 2012

Wann ist eine Kindheit glücklich?


Die Missbrauchsfälle in den Kirchen und Schulen haben in den letzten beiden Jahren die Diskussionen über den Umgang mit Kindern, glückliche und „richtige“ Kindheiten angeheizt. Jutta Buchner-Fuhs, Privatdozentin, und Burkhard Fuhs, Lehrstuhlinhaber für Pädagogik in Erfurt, greifen das Thema neu auf und bündeln die Diskussion in ihrem neuen Buch "Glückliche Kindheit?"

Kinderleben sowie die Vorstellungen und Bilder, die mit der Zeit des Aufwachsens verbunden sind, haben sich nicht nur in den letzten Jahren verändert – der Wandel von Kindheit begleitet die gesamte Geschichte. Was wir Kindheit nennen, das war stets nach Region, nach arm und reich oder kulturellem Hintergrund verschieden. Und so verschieden Kindheiten waren und sind, so unterschiedlich sind auch die Hoffnungen, Wünsche, die Befürchtungen und Erfahrungen, die sich mit Kindheit verbinden. Die Erinnerungen an eine unbeschwerte und behütete Zeit, die frei von den Verpflichtungen des Erwachsenenlebens war, sind nicht zu trennen von den Erinnerungen an schwere Kinderarbeit, körperliche Strafen oder auch Misshandlungen. Das vorliegende Buch entwirft die Geschichte der Kindheit entlang der kulturellen Vielfalt und Differenzerfahrungen, es fragt nach bürgerlichen und proletarischen Kindheiten im 19. Jahrhundert, nach historischen und aktuellen Spielorten von Mädchen und Jungen oder auch nach den Veränderungen kindlicher Medienwelten durch Fernsehen und Computer. So entsteht eine Zusammenschau von sozialen, biografischen und kulturellen Perspektiven auf die Geschichte und Aktualität von Kindheit, die die tief greifenden Ambivalenzen, die auch heute noch mit dem Leben von Kindern verbunden sind, vor Augen führt. 

PD Dr. Jutta Buchner-Fuhs und Prof. Dr. Burkhard Fuhs haben sich seit ihrem kulturwissenschaftlichen und erziehungswissenschaftlichen Studium bei Ingeborg Weber-Kellermann, Jürgen Zinnecker und Peter Büchner intensiv mit Fragen der Geschichte der Kindheit auseinandergesetzt. Jutta Buchner-Fuhs, Privatdozentin an der Universität Hamburg und freiberufliche Bildungsberaterin, hat u. a. zum Verhältnis von Kindern und Tieren gearbeitet sowie eine erfolgreiche Ausstellung zur Kindheit
in der DDR durchgeführt. Burkhard Fuhs hat den Lehrstuhl „Lernen und Neue Medien, Schule und Kindheitsforschung“ an der Universität Erfurt inne und hat sich mit der historischen Sicht von Eltern auf Kindheit und mit dem Wandel der Medienkindheit beschäftigt. Gemeinsam hat das Ehepaar zur Geschichte der Kindheit in der Kaiserzeit und in den Fünfziger- und Sechzigerjahren des 20. Jhs. geforscht.


Auflage: 1; Umfang: 164; Format: 11,5 x 17 cm; Ausstattung: Klappenbroschur; zahlr. Abb.; ISBN: 978-3-86408-002-9, 16,90 Euro

Freitag, 13. April 2012

Was ist creative non-fiction? Ein Interview mit der Autorin Susanne Krejsa

Frau Krejsa, Sie haben mit Ihrem Buch "Spurensuche. Der NS-Anwalt und Judenretter Helmut Pfeiffer" ein Beispiel für eine Art von Geschichtsdarstellung vorgelegt, die man als creative non-fiction im angelsächsischen Raum bezeichnet. Weshalb haben Sie diese erzählerische, teils ja auch dramatisierende Darstellungsform für Ihre Biografie gewählt?

Diese Form hat den Vorteil, Wissen zu vermitteln ohne zu belehren. Gerade wenn LeserInnen nicht über ein ausgeprägtes Geschichtswissen verfügen, wollen sie nicht ständig und seitenlang mit trockenen Fakten beworfen werden. Und was ich selbst nicht mag, will ich auch meinen Lesern nicht antun.

Aber steckt in creative non-fiction nicht von vorneherein ein großer Widerspruch? Sachthemen müssen faktenorientiert dargestellt werden, nicht erzählerisch schön arrangiert sein...

Die Alternative dazu wäre der historische Roman. Da sind Teile frei erfunden; als Leser weiß man aber nie, was nun erfunden ist und was historisch gesichert. Das liegt mir persönlich nicht; als Journalistin will ich entlang der Fakten erzählen. Aber ich will eben auch erzählen und nicht nur berichten; dafür ist diese Darstellungsform gerade richtig.

Welche Chance sehen Sie in creative non-fiction?

Ich denke, dass LeserInnen gerne danach greifen werden, weil es eine Form des Dialoges ist: In meinem Fall nehme ich sie auf meine Recherchereise mit. Dadurch können sie sich selbst ein Urteil bilden; sie können an meinen Erfolgen, an meinen Spekulationen und auch an meinen Frustrationen teilnehmen und sich selbst ein Urteil bilden. Sie müssen nicht ‚schlucken’, was ich ihnen vorsetze, sondern sie sind mittendrin. Sie können sich denken ‚Das hätte ich jetzt anders gemacht’ oder ‚Ich hab’s ja geahnt’. Das ist wie bei einem Krimi. Da macht Lesen Spaß.

Gab es Inspirationen und Vorbilder? Gibt es einen Titel, der für Sie stilbildend war?

Beim Schreiben wusste ich überhaupt noch nicht, dass es das Genre ‚creative non-fiction’ überhaupt gibt. Es war vielmehr so, dass ich ziemlich bald im Verlauf meiner Recherchen begonnen habe, ein Arbeitstagebuch zu schreiben. Niederschreiben ist meine Form des Nachdenkens und Gedanken-Ordnens. Helmut Pfeiffer hat sich gewunden wie eine Schlange, ich war ihm nahe, habe ihn aber nicht und nicht zu fassen bekommen. Schließlich hatte ich einen Riesenpacken Notizen vor mir. Und der war dann die Grundlage für das Buch.



Donnerstag, 5. April 2012

Der Organisator der Gaswagenmorde oder: Wer war Walther Rauff?



Buchvorstellung in der Topographie des Terrors (Bericht von Lars Diedrich)

Wie wird man, was man wird, und wie wird man damit fertig? Diese Frage stellte sich Heinz Schneppen, als er die Biographie von Walther Rauff rekonstruierte. Sie leitete ihn bei der Recherche über das Leben eines Mannes, der – als ganz „normaler Deutscher“ - maßgeblich an der Entwicklung von mobilen „Gaswagen“ im Nationalsozialismus beteiligt war, und sich der Verantwortung seiner Taten Zeit seines Lebens entzog, indem er nach Südamerika floh.

Bereits zum dritten Mal innerhalb von sechs Jahren stellte Schneppen in den Räumen der Stiftung Topographie des Terrors ein neues Buch vor. Diesmal betonte der bereits 80-jährige Autor allerdings, dass es nun das letzte Mal sei. Mit „Walther Rauff. Organisator der Gaswagenmorde. Eine Biographie“ setzt Schneppern seine Forschungen zur Geschichte der SS und ihrer Mitglieder nach „Odessa und das Vierte Reich“ (2007) und „Ghettokommandant in Riga. Eduard Roschmann.“ (2009) fort.

Walther Rauff wurde 1906 in Köthen in Anhalt als Sohn eines Bankprokuristen geboren. 1924 trat er der Reichsmarine bei und brachte es dort bis zum Kapitänsleutnant. 1937 trat er aufgrund der Scheidung von seiner Frau aus der Wehrmacht aus. Über eine Empfehlung seines ehemaligen Marine-Kameraden Dieter von Jagow bei Reinhard Heydrich gelangte Rauff 1938 in die SS. Dort wurde er im Reichssicherheitshauptamt in der Abteilung Technik eingesetzt. Im Auftrag Heydrichs entwickelte er „Gaswagen“, mit denen die SS die Nerven ihrer Erschießungskommandos schonen wollte, und mit denen schließlich mindestens 500.00 Menschen ermordet wurden. Die Lastwagen waren so konstruiert, das die Abgase über einen Hahn direkt in den eigens dafür konstruierten, luftdichten Aufbau geleitet wurden. Mit diesen Wagen wurden die Opfer abgeholt und während der Fahrt zur jeweiligen Beerdigungsstätte umgebracht. Oft fuhren die Wagen dabei direkt durch Stadtgebiete.

Anhand von CIA-Berichten und den Aussagen ehemaliger SS-Mitglieder rekonstruierte Heinz Schneppen Rauffs weiteren Lebensweg. Dieser floh 1946 mit Unterstützung – man staune - der katholischen Kirche aus US-amerikanischer Kriegsgefangenschaft in den Nahen Osten. Dort war er bereits während des Krieges stationiert gewesen. Seine Erfahrungen und Kontakte aus dem Krieg legten den Grundstein für seine neue Tätigkeit: Er arbeitete für den syrischen Geheimdienst, für den Vorläufer des Mossad, den BND und den britischen Geheimdienst. Anfang der 1950er-Jahre setzte er sich dann nach Chile ab.

1960 leitete die Staatsanwaltschaft Hannover ein Ermittlungsverfahren gegen das ehemalige SS-Mitglied Rauff ein und erließ einen Haftbefehl. Die Bundesrepublik Deutschland stellte daraufhin einen Auslieferungsantrag an Chile. Diesem wurde aber nicht stattgeben, da die Tat Rauffs nach chilenischem Recht bereits verjährt war. Auch spätere Versuche von Beate Klarsfeld und Simon Wiesenthal, die chilenische Regierung zur Auslieferung Rauffs zu bewegen, scheiterten, so dass Walther Rauff unbehelligt 1984 in Chile starb.

Doch wie ist Rauff mit seiner Vergangenheit fertig geworden? Anscheinend sehr gut. Denn bis zu seinem Tod bereute er seine Taten nicht. Er verwies stattdessen auf den Befehl Heydrichs und dass er keine andere Möglichkeit gehabt habe, als diesen auszuführen. Die Bundesrepublik bezahlte ihn bis in die 1960er-Jahre als Informant für den BND. Bei seiner Beerdigung in Chile nahmen über 400 Menschen Teil, darunter der chilenische Ex-Botschafter Miguel Serrano, der Walther Rauff mit Hitler-Gruß und einem „Sieg Heil“ am Grabe verabschiedete.

Der ehemalige Diplomat Heinz Schneppen hat mit der Biographie einen interessanten Beitrag zur Geschichte des Nationalsozialismus geliefert. Detailliert und anhand zahlreicher Geheimdienst- und Gerichtsakten hat er die Vergangenheit Walther Rauffs und dessen Rolle als kleines, aber maßgebliches Rädchen im der nationalsozialistischen System aufgearbeitet. Spannender aber noch erscheint das, was nach 1945 passierte. Rauffs Biographie ist auch ein Lehrstück darüber, wie unbehelligt NS-Täter sogar mit Hilfe namhafter Persönlichkeiten und Institutionen ein ganz normales Leben weiter führen konnten. Erneut tauchen hier Fragen an den BND auf. Um so spannender wird dessen Geschichtsaufarbeitung sein, die nunmehr sogar in Angriff genommen worden ist: http://www.taz.de/!67919/



Dienstag, 3. April 2012

Meer Berlin - oder vom Baden in der Spree


Bei hoffentlich bald sommerlichen Temperaturen hört sich eine nasse Abkühlung inmitten der Innenstadt verlockend an. 1905 gab es tatsächlich noch rund 15 Flussbadeanstalten im Stadtzentrum von Berlin – auch Spreebäder genannt. Ende des 18. Jahrhunderts waren das eigens dafür gebaute Schiffe, auf denen Frauen und Männer in separaten Badewannen der Körperhygiene nachgingen. In den Badeschiffen gab es „Badewannen erster Klasse aus glasiertem Thon [...], die der zweiten Klasse [...] von Zink, die übrigen von Holz“. Die Badeschiffe waren nach gesellschaftlichen Schichten in mehrere Stockwerke unterteilt und „Personen mit zweifelhaftem Ruf“ blieb der Eintritt untersagt. Dampfbäder und ausgeklügelte Heizsysteme machten den Aufenthalt zu einem Ort des Freizeitvergnügens.
Wegen des hohen Bevölkerungswachstums in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vergrößerte man die Badeschiffe in ihrer Architektur derart, dass man von Badehäusern sprach. Sie sahen wie schwimmende Häuser aus, mit Holzwänden, die den Teil des Spreewassers umzäunten, in dem geschwommen, von Brettern gesprungen oder geplanscht wurde. Auch unterrichtete man dort die ‚Kunst des Schwimmens’.
Ob Badeschiff oder Badehaus, beiderlei Bademöglichkeit galt schon sehr früh als Prestigeobjekt der Großstädte. In einem Aufruf aus dem 18. Jahrhundert für den Bau solcher Spreebäder in Berlin heißt es: „Alle großen Städte und Residenzen Europens sind mit einem Badehaus versehen – nur Berlin nicht [...] Berlin ist nun groß geworden, daher braucht es auch, was zu einer großen Stadt notwendig ist – ein Badehaus“.
Nach über 200-jähriger Geschichte der Spreebäder sind bis 1925 in Alt-Berlin und bis 1933 alle umliegenden Flussbadeanstalten geschlossen worden – Grund war die Verschmutzung der Gewässer durch die Industrie. Die Spree wieder sauber zu bekommen, ist u.a. auch ein Anliegen des Projekts http://www.spree2011.de. Bis die Spree aber wieder sorglos zum Baden genutzt werden kann, müssen noch einige dicke Bretter gebohrt werden. Derweil kann man zumindest per Boot in See stechen und die vielen Kanäle Berlins entdecken. Mittlerweile hat sich eine interessante "Seemanns- und Seefrau-Kultur" gebildet. Mehr dazu im Buch zum Frühjahr und Sommer in Berlin: