Mittwoch, 27. August 2014

Wer waren die Frauen und Männer, die sich für Freiheit und Demokratie in der DDR einsetzten?

Eröffnung der Ausstellung „Gesichter der Friedlichen Revolution“

Kürzlich eröffnete die Foto-Ausstellung „Gesichter der Friedlichen Revolution“ im Gebäude der Konrad-Adenauer-Stiftung (http://www.kas.de/akademie/de/events/60107/). Die Fotos des Dortmunder Fotografen Dirk Vogel zeigen 40 Porträts und Lebensläufe von Männern und Frauen, die eine politische Opposition in der DDR bildeten und am 9. November in der DDR und der Bundesrepublik auf die Straße gingen um für die Öffnung der Berliner Mauer zu demonstrieren.
Zum Auftakt der Ausstellung diskutierten Marianne Birthler (http://de.wikipedia.org/wiki/Marianne_Birthler), Margitta Kupler (http://revolution89.de/?PID=static,Zeitzeugen,00310-Kuppler,Index_de), Günter Nooke (http://www.nooke.de) und Werner Schulz (http://www.werner-schulz-europa.eu) – musikalisch begleitet von Stephan Krawczyk (http://www.stephan-krawczyk.de). Zu Anfang sang er „Ich hatte einen Feind, der hat es gut mit mir gemeint“. Die Runde thematisierte unter Moderation von Dr. Jacqueline Boysen das politische Engagement gegen jenen Feind, die DDR, den Begriff der Freiheit und die heutige Erinnerungskultur an die DDR und der Bürgerrechtsbewegung.
„Die Revolution begann nicht erst mit der Nacht des 9. November“, begründete der stellvertretende Leiter der Akademie, Christian Schleicher, den Ausstellungsbeginn im August. Der Fall der Berliner Mauer gilt als eine der wenigen erfolgreichen und zudem friedlichen Revolution. In der Nacht vom 9. auf den 10. November schlossen sich immer mehr Menschen in der DDR zusammen, demonstrierten und erzwangen die Öffnung der Berliner Mauer. Viele von ihnen fürchteten eine „chinesische Lösung“, was eine gewaltsame und brutale Niederschlagung des Protestes bedeutet hätte. Ohne die sowjetische Unterstützung gab es jedoch keinen Einsatzbefehl für die Zerschlagung des Aufstands der mehreren zehntausend Demonstranten auf den Straßen. Für Werner Schulz gehörte Mut dazu, in dieser Nacht mit auf die Straßen zu gehen, da die Stimmung schnell hätte umschlagen können und der Protest hätte gewaltsam beendet werden können.
In weißen Rahmen hängen die Fotos und Kurzbiografien von 40 der 63 Porträtierten in den Räumen der Stiftung. Unter anderem können die Besucher dort auch die Bilder von Symbolfiguren der Revolution wie Bärbel Bohley und Roland Jahn sehen. Die meisten der Fotos zeigen jedoch Unbekannte verschiedener Milieus – sie stehen stellvertretend für viele, die damals auf die Straße gingen. Es sind Porträts von Helden, die sich nicht als solche sehen und von Menschen, die Widerstand geleistet haben, weil sie eine Entscheidung getroffen haben, nicht angepasst zu sein. Und Widerstand sei so wichtig für die Erinnerung, sagte Marianne Birthler.
Die Bilder der ungewollten Helden kann man ab dem 26. August bis zum 12. September in den Räumen der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Tiergartenstraße 35 besichtigen.
Mo. bis Do. 8.00-19.30 Uhr, Fr. 8.00-17.00
(http://gesichter-vogel.blogspot.de)

(Marten Steinbömer)

Dienstag, 5. August 2014

Anne Frank als Superstar der Erinnerungsgeschichte?

Vor 70 Jahren wurde Anne Frank verraten und verhaftet – mittlerweile ist sie zur Marke geworden und ist in den sozialen Medien unterwegs

Am Morgen des 4. August 1944 erreichte eine Gruppe um den SD-Oberscharführer Karl Josef Silberbauer das Haus in der Prinsengracht 263 in Amsterdam. Im Hinterhaus hatte sich unter anderem die jüdische Familie Frank versteckt. Die Familie und ihre Bekannten wurden verhaftet und deportiert. Anne Frank und ihre ältere Schwester Margot starben im März 1945 in Bergen-Belsen. Bis auf Otto Frank, den Vater der 15-jährigen Anne, überlebte keiner von ihnen das Konzentrationslager. Otto Frank war es auch, der anschließend die Tagebücher seiner Tochter herausgab. Die Tagebücher sind bis heute millionenfach verkauft worden. Sie sind Weltliteratur. Um so erstaunlicher, dass Frank zunächst keinen Verleger fand.

Erinnerung multimedial

Mittlerweile gibt es nicht nur Bücher und Filme über das Leben von Anne Frank. Es gibt heute Comics, Hörspiele und Musicals über das Leben der Anne Frank. Jenseits von elitären Bildungsinstitutionen wie Universitäten und Museen, von fachwissenschaftlicher Literatur oder informierten Diskussionen, hat sich eine neue Welt der Erinnerung herausgebildet. Es geht dabei nicht mehr nur um Betroffenheit und Information. Es geht auch um Unterhaltung – und genau da stockt einem der Atem. Anne Frank wird getanzt und als Zeichentrickfigur animiert. Die Frage ist da: Sehen wir Anne Frank nun bald als Actionfigur in den Schaufenstern der Spielwarengeschäfte und steuern wir das 15-jährige Mädchen dann auch mit einem Controller in der Hand von unserem Sofa aus durch das digitalisierte Hinterhaus in der Prinsengracht 263?

Erinnerung demokratisieren

Geschichte sollte nicht nur einer Bildungselite einen Zugang verschaffen, sondern auch für die breite Masse der Bevölkerung verständlich sein. Die Grenzen zwischen sinnvoller Veranschaulichung eines Themas, die es zum Beispiel auch für Jugendliche interessant macht, und einer multimedialen Banalisierung sind fließend. Offensichtlich kann sich aber niemand mehr diesen neuen Medien und neuen Formen der Geschichtsvermittlung verschließen.

Anne Frank liken

Anne Frank gibt es mittlerweile auch bei Facebook (https://www.facebook.com/annefrankauthor). Wir haben sie gleich geliked und sind jetzt nach digitalen Maßstäben befreundet. Auf der Facebookseite postet Anne Frank ihr Leben. Zu lesen sind Auszüge aus ihrem Tagebuch – wie geschaffen für Facebook. Und die Community liked wie verrückt. Über 1,5 Millionen Menschen verfolgen die Posts bei Facebook, Angela Merkel kommt auf 725.000 Follower und wenn Helene Fischer atemlos durch die Nacht stolpert gefällt das 1,2 Millionen Menschen. Tausende liken und teilen die Inhalte. Jeder Marketingmensch würde seine wahre Freude haben angesichts dieser viralen Durchschlagkraft.
Auch in den anderen sozialen Medien ist Anne Frank präsent: Bei Pinterest (http://www.pinterest.com/explore/anne-frank/), Google Plus, Youtube etc.


Geschichte digital

Verliert Geschichte ihre Instruktivität, wenn sie populärwissenschaftlich, multimedial und auf erstaunlich verkürzte Weise dargestellt wird? Die Diskussion darüber ist alt (siehe: http://docupedia.de/zg/Diskussion_Angewandte_Geschichte_-_Co-Artikel). Aber sie bekommt offensichtlich eine neue Relevanz angesichts der Übertragung historischer Diskurse in die Welt der sozialen Medien. Wer glaubt, dass komplexe Ereignisse nur in dicken Büchern dargestellt werden können, wird feststellen, dass Komplexität auch auf Facebook stattfinden kann. Bilder, Töne, Filme und Texte, Möglichkeiten der Interaktion, der Kommentierung und des Dialogs sind auf Medien wie Facebook möglich und haben damit Qualitäten, die „alte“ bildungsbürgerliche Medien nicht einmal ansatzweise hatten. Anne Frank auf Facebook zu liken bedeutet deshalb nicht, Spaß an einer traurigen Geschichte zu haben, sondern zeitgemäß Informationen in einer Fülle zu bekommen, die so bislang öffentlich nie zugänglich waren.

(Marten Steinbömer)


Samstag, 3. Mai 2014

Die Heiligsprechung von Papst Johannes XXIII.

Als vor einigen Tagen Papst Johannes XXIII. heilig gesprochen worden ist, mag das für einige überraschend gewesen sein. Johannes XXIII. galt als Reformpapst, und die, so schien es über Jahrzehnte, hatten es im Vatikan nicht einfach.


Angelo Roncalli (1881-1963) regierte die Kirche als Papst Johannes XXIII. fünf Jahre lang, doch sein Pontifikat kann als das wichtigste des 20. Jahrhunderts bezeichnet werden. Als er 1958 zum Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt wurde, galt er noch als Mann des Übergangs. Mit der überraschenden Einberufung des II. Vatikanischen Konzils schrieb er aber Kirchengeschichte. Die von diesem Konzil ausgehenden Impulse und Auseinandersetzungen wirken noch immer – ebenso wie die Friedens- und Sozialpolitik von Johannes XXIII., der bis heute wegen seiner jovialen und volksnahen Art als der „gute Papst“ gilt. 
Rene Schlott hat das Leben von Papst Johannes XXIII. in einer Biographie nachgezeichnet, kurz und präzise. Die Biografie zeichnet das außergewöhnliche Leben Roncallis vom einfachen Bauernsohn zum bedeutenden Reformpapst nach und wirft Schlaglichter auf die wichtigsten Stationen seiner wechselvollen kirchlichen Laufbahn. Abbildungen, wichtige Quellenauszüge und kommentierte Literaturhinweise ergänzen die facettenreiche Lebensbeschreibung. Mehrere Videointerviews mit dem Autor beantworten darüber hinausgehende Fragen.
http://www.amazon.de/Johannes-XXIII-Ren%C3%A9-Schlott-ebook/dp/B009H0YY7Y/ref=sr_1_2?s=books&ie=UTF8&qid=1399111492&sr=1-2&keywords=vergangenheitsverlag

Dienstag, 10. September 2013

Buchpräsentation: „Manamana!“ Die Sesamstraße und der lange Weg zum deutschen Kinderfernsehen

Sonntag, 22. September, 14 Uhr
Diskussion über Kinder, Medien und die Lufthoheit über die bundesdeutschen Couchgarnituren mit Zeitzeugen und Buchautorin Viktoria Urmersbach im Altonaer Museum

SesamstraßeKinder und Fernsehen – kann das gut gehen? Über den Medienkonsum der Jüngsten haben Generationen von Eltern, Pädagogen und Politikern gestritten. Viktoria Urmersbach zeigt in ihrem neuen Buch „So bin ich nah, jetzt bin ich fern. Eine kleine Kulturgeschichte der Sesamstraße“, wie Ernie und Bert die deutschen Wohnzimmer eroberten – und in 40 Jahren immer wieder Gegenstand der Auseinandersetzung um die richtige Erziehung wurden. Die Autorin konnte neues Material auswerten, das spannende Einblicke in die Konflikte hinter der Mattscheibe bietet.
In der Diskussionsrunde spricht Viktoria Urmersbach mit Hannes Herbst, Redakteur, Regisseur und Autor der ersten Stunde bei der Sesamstraße, Hans-Jürgen Schütte, Produktionsleiter und dann Redakteur beim NDR sowie dem bekannten Pädagogen Jan-Uwe Rogge über Ernie & Bert, die Sesamstraße und was Erwachsene daraus lernen können.
Viktoria Urmersbach
So bin ich nah, jetzt bin ich fern. Eine kleine Kulturgeschichte der Sesamstraße
ISBN: 978-3-86408-146-0
Preis: 16,90 Euro
Erschienen im Vergangenheitsverlag

wann?
Sonntag, 22.9.2013, 14 Uhr
Wo? 
Altonaer Museum
für Kunst und Kulturgeschichte
Museumstraße 23
22765 Hamburg

Dienstag, 20. August 2013

Millionäre fahren nicht auf Fahrrädern

Ernst Reuß hat in seinem neuen Buch "Millionäre fahren nicht auf Fahrrädern. Justizalltag im Nachkriegsberlin" eine der spannendsten Phasen der Nachkriegszeit beschrieben: Kurz nachdem am 2. Mai 1945 für Berlin die Kapitulationsurkunde unterzeichnet wurde, machte sich die siegreiche Rote Armee nicht nur daran, die Trümmer des 1000-jährigen Reiches aufzuräumen und die Versorgung der Berliner Bevölkerung zu sichern, sondern organisierte auch Verwaltung, Polizei und Gerichte neu. Bereits am 8. Mai wurde eine Eheschließung registriert, die nach den NS-Rassegesetzen niemals möglich gewesen wäre. Ab 14. Mai verkehrten wieder die ersten U-Bahnzüge. Am 19. Mai begann der neue Magistrat seine Tätigkeit. Der Aufbau der Gerichtsorganisation war zum 1. Juni abgeschlossen, was dringend notwendig war, denn in der ausgebluteten, ausgehungerten und zerbombten Stadt wurde geplündert, geraubt und gemordet. Der Autor rekonstruiert den Neuaufbau der Berliner Justiz nach dem Zweiten Weltkrieg und vermittelt ein verblüffend lebendiges Bild der Nachkriegszeit. Mit Fotos, Grafiken und anhand von Kriminalfällen wird die unmittelbare Nachkriegsgeschichte Berlins anschaulich dargestellt. Der Titel des Buches bezieht sich auf Urteile, bei denen Fahrraddiebe besonders hart bestraft wurden, weil, wie ein Richter urteilte: „allgemein bekannt (ist), daß das Fahrrad wichtigstes Verkehrsmittel unserer werktätigen Bevölkerung ist. Millionäre fahren bekanntlich nicht auf Fahrrädern. Die Tat des Angeklagten ist daher umso verwerflicher".

Mehr Infos zum Buch auf der Facebookseite >>>


Donnerstag, 15. August 2013

Archäologie als Naturwissenschaft? Eine Streitschrift von Stefanie Samida und Manfred K.H. Eggert

Seit rund zwei Jahrzehnten ist eine deutliche Zunahme der Zusammenarbeit einiger archäologischer Fächer mit den Naturwissenschaften festzustellen. Dazu gehört besonders die Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie, die in dieser Streitschrift im Zentrum steht. An die Stelle des Spatens, bis vor wenigen Jahren noch traditionelles Symbol der Archäologie, sind längst moderne technische Geräte wie das Notebook getreten. Und bei der Auswertung und Deutung von Funden und Fundkontexten scheinen naturwissenschaftliche Methoden mittlerweile den ‚Königsweg‘ zu weisen. Die Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie, so die Kernthese der Autoren, gerate immer stärker in den Bann eines positivistisch-szientistischen Paradigmas. Gleichzeitig sind in sehr seriösen und traditionsreichen deutschen Fachzeitschriften beunruhigende Tendenzen pseudoreligiöser und esoterischer Deutungen urgeschichtlicher Phänomene zu beobachten. Solche auch über Ausstellungen, populärwissenschaftliche Literatur und Medien verbreitete Thesen finden einen starken Widerhall in der Öffentlichkeit. Sie sind damit das Gegenteil verantwortungsbewusster Popularisierung von Wissenschaft. Insgesamt, so das Fazit dieses Pamphlets, befindet sich die Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie auf einem Weg, der nicht mit ihrem Selbstverständnis als vergleichend orientierte Historische Kulturwissenschaft zu vereinbaren ist.



Mehr Infos hier: http://vergangenheitsverlag.de/index.php?mainm=8&id=8&buchid=72

Dienstag, 13. August 2013

Crowd-Funding für Wartende Hunde. Ein Buch über die Treue

Eine Crowd-Funding-Aktion: Wartende Hunde. Ein Buch über die Treue. Wir haben für diesen Bildband mit Fotografien der Berliner Künstlerin Barbara Wrede eine Crowd-Funding-Aktion bei startnext gestartet. Das Projekt wurde durch die Plattform nun freigegeben. Ab sofort kann man die "Wartenden Hunde" unterstützen mit Beträgen ab 1 Euro - und bekommt kreative Dankeschöns der Künstlerin. Im Videointerview erklärt Barbara Wrede das Vorhaben (hier klicken).




Das Buch „Wartende Hunde“ ist Hachiko, dem japanischen Akita gewidmet, der zehn Jahre am Bahnhof auf sein verstorbenes Herrchen gewartet hat. Alle Infos zum Buch auf der Projektwebsite - einfach unten den Link anklicken ...


http://www.startnext.de/wartende-hunde