„Arbeiterschließfach“ oder „Wohnklo mit Kochnische“
So wurde sie spöttisch genannt, die meist verbreitete Wohnform in Ostdeutschland, bei der viele der „Goldenen Hausnummern“ anzutreffen waren. „WBS 70“ kürzte man sie fachmännisch ab, die „Wohnungsbauserie 70“. Mit ihren genormten 59 Quadratmetern pro Wohneinheit in ausschließlich 5-, 6- oder 11-Geschossern schien sie bei so manchen Beklemmungen heraufzubeschwören. Anfang der 1970er Jahre entstand WBS 70 in Zusammenarbeit der Bauakademie mit Wohnungsbaukombinaten und der Technischen Universität Dresden. 1972 erstmals in Neubrandenburg gebaut, trat die genormte Platte durch ihre geringen Kosten anschließend zu einem Siegeszug im Wohnungsbau der DDR an.
Vereinheitlichung des Wohnraumes
„Ziel der SED war es, durch den staatlichen Wohnungsbau die Klassen- und Schichtenunterschiede der Mensch aufzuheben, gleiche Wohnungen für gleiche Menschen zu bauen“, schreibt Robert Liebscher in seinem Buch „Wohnen für alle. Eine Kulturgeschichte des Plattenbaus“. Eine homogene Einwohnerschaft von „sozialistischen Kleinfamilien“ sollte – der nie verwirklichten Utopie nach – entstehen. Der Professor sollte neben dem Arbeiter, das Rentnerpaar neben der Jungfamilie wohnen. Frühmorgens brachten viele Mütter ihre Kinder gemeinsam zum Kindergarten, nach 22 Uhr brannten in den Fenstern der Plattenbausiedlungen nur noch wenige Lichter. Doch nicht immer konnte diese sozialistische Harmonie aufrechterhalten werden. Durch dünne Wände konnte man Ehestreitigkeiten genauso mitverfolgen wie die Toilettengänge des Nachbarn.
Mehr zur Platte im Buch von Robert Liebscher: Wohnen für alle. Eine Kulturgeschichte des Plattenbaus
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