Mittwoch, 1. Dezember 2010

Das Ende von Bruckhausen?

Aufruf der Geschichtswerkstatt Du-Nord: In den letzten Wochen sind in Bruckhausen im Zuge der Planung eines „Grüngürtels“mehrere Gebäude abgerissen worden. Wir fordern die Stadt Duisburg hiermit auf, die Abrissarbeiten umgehend zu stoppen.
Bruckhausen als Ensemble zeigt als letzter Stadtteil im Ruhrgebiet das enge Nebeneinander von Industrie und Wohnbebauung, wie es für die Region typisch war. Bruckhausen ist eine Geschichtslandschaft von hohem Denkmalwert. Noch 2007 sah sich das Rheinische Amt für Denkmalpflege durch „Die Dichte der historischen Bebauung und deren anschauliche Zuordnung zu den gegenüberliegenden
Werksanlagen„ veranlasst, die Ausweisung eines großen Teil des Stadtteils Bruckhausen, darunter das komplette heutige "Sanierungsgebiet“ als Denkmalbereich anzuregen. Bruckhausen als Denkmalbereich ist im Zusammenhang der Grüngürtelplanung niemals geprüft worden. Das öffentliche Interesse am Erhalt einer einzigartigen Ruhrgebietskulisse ist nicht gegen andere Interessen abgewogen worden, die vorbereitende Untersuchungbehandelt nur einzelne denkmalwerte Gebäude und auch hier nur einen Teil der denkmalwerten Substanz. Wir halten das für ein schweres Versäumnis. Bruckhausen soll gerade in dem Moment abgerissen werden, in dem es dem Stadtteil nach Jahrzehnten endlich wieder besser geht. Die Umweltbelastungen sind deutlich gesunken und werden weiter sinken. Seit mehr als 20 Jahren sind sehr viele öffentliche Fördergelder in den Stadtteil geflossen und haben zur Aufwertung beigetragen. Und nicht zuletzt hat sich nach ersten schwierigen Jahren ein türkischstämmiger Mittelstand herangebildet, der Bruckhausen und Deutschland als seine Heimat betrachtet und nun um sein Eigentum und sein Zuhause gebracht wird. Gerade diese beispielhaft integrierten Zuwanderer haben durch teilweise sehr aufwändige Instandhaltungsarbeiten an ihren über 100 Jahre alten Häusern dem Schutz unseres deutschen Kulturgutes einen wertvollen Dienst erwiesen. Bruckhausen hat heute die Chance, ein ganz normaler, lebenswerter Stadtteil zu werden. Mehr noch: Da ein großer Teil der Häuser inzwischen der Stadt gehört, besteht die einmalige Chance, ein wirkliche Sanierung durchzuführen und der Stadt damit ein einzigartiges, lebendiges Denkmal zu schenken. Es muss endlich eine positive Vision für den Duisburger Norden entwickelt werden, welche die sich abzeichnende Entwicklung unterstützt und Chancen nutzt, statt die Vernichtung unseres kulturellen Erbes und sozialer Strukturen herbeizuführen. Wir fordern deshalb ein Moratorium für Bruckhausen – den sofortigen Stopp der Abrissarbeiten und die Entwicklung eines neuen Sanierungskonzeptes, das den Denkmalschutz beachtet, selbstbewusst Potentiale sieht und Chancen nutzt, statt die Vernichtung unseres kulturellen Erbes und sozialer Strukturen herbeizuführen.

Geschichtswerkstatt Du-Nord, Katrin Susanne Gems, Duisburg
http://www.geschichtswerkstatt-du-nord.de/

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