Wer bin ich? Diese Frage ist für uns existenziell. Wer
wir sind, wieso wir geworden sind, wie wir sind – das lässt sich vor allem aus
der eigenen Familiengeschichte schöpfen und beantworten. Viktoria Urmersbach
und Alexander Schug haben in ihrer Buchneuerscheinung „Achtung Ahnen ich komme!“
diese Fragen aufgegriffen und ein Praxisbuch für die Familienforschung
vorgelegt, das die gute alte Genealogie auf den Kopf stellt. Die beiden Autoren
präsentieren Thesen, die in der Ahnenforschung noch weitgehend Neuland sind.
Viktoria Urmersbach bringt es auf den Punkt: „Für uns ist die Familienforschung
zu allererst ein Weg der Selbsterkenntnis. Die Ahnen sind in dir und haben
etwas zu sagen; verstehen können wir uns nur, wenn wir unser emotionales Erbe aufdecken“.
Wie man den Botschaften seiner Vorfahren auf den Grund gehen und
Familienforschung als Hobby, unterhaltsame wie spannende Freizeitbeschäftigung
oder auch als therapeutisches Mittel einsetzen kann, zeigt der Praxis-Guide
Schritt für Schritt. Alexander Schug ist es wichtig, dass das Buch das
Handwerkszeug der traditionellen Ahnenforschung vermittelt, aber neue Fragen
stellt und vor allem deutlich macht: Familienforschung bedeutet nicht nur,
Jahreszahlen zusammenzutragen, sondern das Leben seiner Vorfahren zu ergründen –
und kreativ darzustellen, als Buch, als Film, als Podcast. Deshalb geht es im
zweiten Teil des Ratgebers ums creative nonfiction writing, um den
erzählerischen Gehalt und den roten Faden einer Familiengeschichte.
Urmersbach und Schug sind sich sicher, dass die
detektivische Suche nach Informationen über Ahnen großen Spaß macht und ganz
neue Perspektiven auf einen selbst und die Familie wirft. „Ich habe noch nie so
viel mit der Familie diskutiert über mich, meine Eltern und Großeltern, unsere
gegenseitigen Erwartungen und darüber, was diese Familie wohl ausmacht“, so
Schug. Urmersbach, erfahrene Journalistin aus Hamburg, ergänzt, dass
Familienforschung schon seit Jahren als Trend ausgerufen worden ist. Sie wollte
mit ihrem Buch jedoch weit über die klassischen Zielgruppen der über
60-jährigen Männer hinausgehen. Herausgekommen ist ein Ratgeber, der junge
Menschen ins Thema einführt und die Ahnenforschung „weiblicher“ werden lässt.
Die Autoren haben damit einen modernen und frischen
Ansatz der Familienforschung entwickelt. Dabei verabschieden sie sich vor allem
vom Konzept der Blutsverwandtschaft und präsentieren einen Weg, wie
Familienforschung in Zeiten der modernen Patchworkfamilie aussehen kann. Und
weil die Geschichte weitergeht, stellt sich auch die Frage, welche Spuren das
eigene Leben hinterlässt und wie man selbst ein guter Ahne wird.
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