Wer kennt das nicht: Mit zunehmenden Alter entdeckt man, dass man
allen guten Vorsätzen zum Trotz doch das Kind seiner Eltern ist: Man
ertappt sich dabei, dass Angewohnheiten der Eltern, die man schon immer
anstrengend fand, zu den eigenen geworden sind. Die Ahnen sind in dir!
Immer mehr Deutsche, zunehmend auch Frauen und junge Leute betreiben
heute Familienforschung, wie Viktoria Urmersbach erklärt, Autorin von „Achtung Ahnen, ich komme! Praxisbuch moderne Familienforschung“.
Familienforschung ist wie in einem Kriminalfall zu ermitteln:
Informationen müssen beschafft und anschließend die Puzzleteile
zusammengesetzt werden. Aber: Wie fängt man an? Aus welchen Quellen kann
man Kenntnisse über die Familiengeschichte erlangen?
Den ersten Schritt bei der Erforschung der familiären Vergangenheit
bildet die Befragung der Familienmitglieder: In geselliger Runde,
beispielsweise an Geburts- oder Feiertagen lassen sich in der Regel
nicht nur Namen und erste Lebensdaten bereits verstorbener Verwandter
herausfinden, sondern auch Interessantes und Amüsantes – nicht selten
bieten die Geschichten rund um Onkel Erwin und Tante Ursel Unterhaltung
für den ganzen Abend. Auch in Einzelgesprächen lässt sich Vieles
ermitteln – besonders ältere Familienmitglieder können hierbei mit ihren
Erinnerungen einiges beitragen. Nicht zu vergessen sind die Schätze,
die sich in Form von Fotos und Dokumenten in so manchem Wandschrank oder
Nachlass finden: Das Stöbern in alten Tagebüchern, Briefen und Urkunden
bietet viel Wissenswertes und bringt den Familienforscher seinen Ahnen
ein Stück näher: Die persönlichen Überlieferungen der Verwandten führen
ihn in eine andere Zeit und machen deutlich, wie die Ahnen gelebt und
gedacht, woran sie geglaubt haben. Neben den persönlichen
Hinterlassenschaften geben auch aufbewahrte Dokumente, wie Ahnenpässe,
Familienbibeln, Testamente und Schulzeugnisse Aufschluss über vorherige
Generationen.
Wichtig bei der Recherche im Familienkreis ist jedoch, niemanden mit der
Ahnenforschung zu überrumpeln und behutsam vorzugehen: Traumatische
Erlebnisse, beispielsweise aus Kriegszeiten, aber auch Brüche und
Konflikte innerhalb der Familie sind oft heikle Themen, die es mit dem
nötigen Fingerspitzengefühl zu erforschen gilt.
Schon die Recherche in der Familie fördert in der Regel eine große Menge
an Wissenswertem zutage. Bei der Systematisierung und Verwaltung dieser
gesammelten Daten können genealogische Computerprogramme helfen. Auch
bei der Informationsbeschaffung sind digitale Medien nützlich:
Genealogie-Datenbanken im Internet bieten die Möglichkeit,
Forschungsergebnisse einzusehen und sich mit anderen Ahnenforschern
vernetzen. Eine der wichtigsten Online-Datenbanken für Deutschland sind
www.ancestry.com und www.genealogy.net Bei seltenen Familiennamen können
auch Online-Telefonbücher einen Erkenntnisgewinn liefern: Hier bestehen
gute Chancen, dass Menschen selben Namens auf irgendeinem Wege mit dem
Suchenden verwandt sind. Diese potentiellen Verwandten kann man nun
kontaktieren und um Daten zur Vervollständigung des Stammbaumes bitten.
Vielleicht haben sie sogar selbst schon Nachforschungen über ihre
Vorfahren angestellt, die weiterhelfen können.
Weitere Quellen, mit denen man in die familiäre Vergangenheit vordringen
kann, bilden die bürokratischen Hinterlassenschaften der Ahnen: In den
Archiven der Standesämter lassen sich in den sogenannten
Personenstandsregistern Daten zu Geburt, Heirat und Tod der Vorfahren
erlangen. Aus datenschutzrechtlichen Gründen dürfen Ahnenforscher in
diesen Urkundensammlungen jedoch nicht selbst nach Dokumenten suchen.
Erst nach Ablauf festgelegter Fristen (80 Jahre) werden die Akten frei
zugänglich. Aber auch bei aktuelleren Akten besteht die Möglichkeit,
gegen eine Gebühr gezielt Kopien von Geburts-, Heirats- oder
Todesurkunden zu bestellen. Sucht man Informationen über die Zeit vor
der Einführung der Standesämter 1874, müssen andere bürokratische
Quellen, beispielsweise Steuerbücher herangezogen werden. Am wichtigsten
werden dann aber die Kirchenbücher. Da vor allem im Dreißigjährigen
Krieg viele alte Überlieferungen verloren gegangen sind, beginnen die
Aufzeichnungen der meisten Pfarreien gegen Ende des 18. Jahrhunderts.
Sie enthalten in chronologischer Reihenfolge Daten über Taufen,
Firmungen oder Konfirmationen, Eheschließungen und Beisetzungen. In
einigen Fällen kann man diese Aufzeichnungen oder Kopien davon noch im
Pfarrarchiv selbst finden, meist lagern sie aber, in Form von
Mikrofilmen einsehbar, in den zentralen Archiven der Landeskirche, des
Kirchenkreises oder des Bistums. (A. Kirschbaum)
Mehr zum Thema: Schug, A. / Urmersbach, V., Achtung Ahnen, ich komme! Praxisbuch moderne Familienforschung, Berlin 2011.
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