Dienstag, 14. Juli 2009
Der Streit ums Stadtschloss
Berliner Unwille reloaded
Die Geschichte Berlins ist ein zentrales Thema im Vergangenheitsverlag. Bücher zur Geschichte der Mauer, zur Berliner Industriekultur oder der Ringbahn werden bald erscheinen. Aber auch die Anfänge der Hauptstadt sollen bei uns nicht zu kurz kommen. Regelmäßig werden wir an dieser Stelle über spannende Ereignisse der historischen Doppelstadt Berlin-Cölln berichten, denn das Mittelalter war hier alles andere als dunkel…
Berlins Zankapfel
Wo könnte eine Artikelserie über das mittelalterliche Berlin besser beginnen als mitten im neuen/alten Zentrum der Stadt auf einer grünen Wiese. Hier stand einmal – schon ist es Geschichte – der Palast der Republik, davor (und bald wieder) ein Schloss. Dieser Ort war schon immer ein Platz staatlicher Repräsentation – und genauso lange ein Zankapfel, über den sich Generationen mit Leidenschaft stritten. Die letzten zwei Jahrzehnte haben das deutlich gezeigt. Bürgerinitiativen entstanden, um den Palast zu retten, das Schloss wieder aufzubauen. Seit 2008 ist es aber endgültig, das Berliner Schloss wird errichtet. 2010 soll nach den Entwürfen des italienischen Architekten Francesco Stella mit dem Bau begonnen werden. Was das mit dem Mittelalter zu tun hat?
Land unter in der Baugrube
Tatsächlich ist der Streit um einen repräsentativen Bau mitten in Berlin nicht ganz neu. Schon im Mittelalter, als der märkische Landesherr und Kurfürst Friedrich II. um 1448 eine Burg auf der Spreeinsel der Doppelstadt Berlin-Cölln plante, wehrten sich die Bewohner heftig. Der als „Eisenzahn“ bekannte Friedrich II. wollte die Einwohner der Stadt zwingen, ihr Land für den Bau abzutreten. Sein Ziel: Die Vorherrschaft über die bis dahin unabhängigen Städte voranzutreiben. Die Bewohner verbarrikadierten sich daraufhin hinter der Stadtmauer, vernichteten Urkunden und setzten die Baugrube für das Schloss, das sie als „Zwingburg“ betrachteten, mithilfe der Spreeschleusen unter Wasser. Der Aufstand ging als „Berliner Unwille“ in die Berliner Stadtgeschichte ein.
Verlust der Selbstständigkeit
Der Kurfürst ließ sich dadurch jedoch nicht von seinem Ziel, der Herrschaft über die Mark Brandenburg, abbringen. Er zog die ebenfalls rebellischen Städte aus dem Umland durch Drohungen und Versprechungen auf seine Seite. Berlin und Cölln standen mit ihrem Widerstand gegen die erzwungene Vorherrschaft des Landesherrn bald allein da. Es dauerte nicht lange und der Aufstand brach zusammen. Die Städte Berlin und Cölln mussten sich Friedrich II. offiziell unterwerfen. Die Burg wurde gebaut, Geldstrafen an beteiligte, aufmüpfige Bürger verhängt, Verbannungen ausgesprochen. Für die beiden Städte bedeutete dies den Verlust der Selbstständigkeit und leitete eine neue Epoche in der Geschichte Berlins ein: die Entwicklung zur Residenzstadt.
Mehr zur Geschichte des Schlossplatzes: www.spreeinsel.de
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