Dienstag, 14. Juli 2009

Pest über Berlin



Der Berliner Totentanz
Ein dunkles Kapitel des späten Mittelalters ist die „Pest“, eine große Pandemie, die durch ihre hohe Ansteckungsgefahr ganze Landstriche auslöschte und vor der nur wenige verschont blieben. Verheerend zeigte sich der „Schwarze Tod“ in großen Städten – bis zu der Hälfte aller Einwohner konnten umkommen bei einer Pestwelle, die oft über viele Jahrhunderte hinweg regelmäßig wiederkehrte.
Die Strafe Gottes
Nicht nur im täglichen Leben, auch in der Kunst hinterließ die Pest ihre Spuren. Man fasste sie als Strafe Gottes auf. Düstere Bilder malten die Künstler daher zu jener Zeit: „Totentänze“ war dann auch gleich der passende, schaurige Name dieser Fresken. So wie die Pest, waren auch sie über das gesamte Heilige Römische Reich verbreitet. Einen der größten und bekanntesten „Totentänze“ finden wir in Berlin. Logisch, Berlin ist ja auch die Hauptstadt, mögen manche denken. Tatsächlich war die Doppelstadt Berlin/Cölln im Mittelalter jedoch alles andere als bedeutend. Nur circa 7000 Menschen lebten im 15. Jahrhundert an der Spree. Kein Vergleich zu den „Megacities“ des Mittelalters, Köln oder Paris, die schon vor 800 Jahren an die 100.000 Einwohner zählten.
Totentanz unterm Fernsehturm
In der St. Marienkirche – am Fuße des Fernsehturms – entstand um 1484 mit dem Totentanz zugleich das älteste überlieferte literarische Werk aus Berlin. Wer es gemalt hat, ist nicht bekannt, es könnte jedoch ein Mönch des nahe gelegenen Franziskanerklosters gewesen sein. Über 22 Meter lang und 2 Meter hoch ist das Wandbild, das Menschen aller Generationen und jeden Standes in einer Reihe mit mehreren Todesgestalten zeigt. Indem sich die Menschen mit dem Tod „zu einem Tanz einlassen“, nimmt er sie mit sich in die Hölle. Jeden konnte es treffen. Wahrscheinlich zur Reformationszeit wurde das bedeutende Wandgemälde mit Kalk übertüncht und erst im Jahr 1861 zufällig wiederentdeckt. Heute kann man es in der St. Marienkirche in Mitte besichtigen, es ist jedoch stark verblasst und muss von einer Glaswand geschützt werden.
Website der Marienkirche

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