In seinem Beitrag zum Friedrich-Jahr 2012 der Ausstellung
„Friedrich der Große. Verehrt. Verklärt. Verdammt“ führt das Deutsche
Historische Museum durch die über 200-jährige Rezeptions- und
Wirkungsgeschichte nach dem Tod des preußischen Königs 1786. Mit
musikalischer Umrahmung und Grußworten von Staatsminister Bernd Neumann
sowie von Georg Friedrich Prinz von Preußen, Chef des Hauses
Hohenzollern, wurde die Ausstellung am 20. März 2012 eröffnet.
Der etwas andere Blick auf Friedrich II.
Die historische Figur Friedrich II. mit all seinen
Widersprüchlichkeiten erfährt in diesem Jahr, seinem 300. Geburtstag,
hohe Aufmerksamkeit. Vor allem in Potsdam und Berlin widmen sich viele
Ausstellungen, Feierlichkeiten und wissenschaftliche Veranstaltungen der
Person und dem Wirken Friedrichs des Großen. Das Deutsche Historische
Museum stellt in seiner Ausstellung weniger die Person selbst, als
vielmehr deren sich wandelnde Rezeptionsgeschichte in den Mittelpunkt
und eröffnet dadurch neue und differenzierte Perspektiven auf den Alten
Fritz, so Prof. Dr. Alexander Koch, Präsident der Stiftung Deutsches
Historisches Museum, in seiner Begrüßungsrede. Seit über zwei
Jahrhunderten ranken sich schließlich die unterschiedlichsten Bilder und
Mythen um Friedrich II. Im 19. Jahrhundert verehrt, im Kaiserreich und
während der NS-Zeit verklärt, nach 1945 zunächst verdammt und dann
vorsichtig wiederentdeckt dies sind die Wegmarken, die den Besucher
durch die 13 Ausstellungsräume lenken, erklärte die Kuratorin Dr.
Leonore Koschnick.
Verehrt – verklärt – verdammt, aber stets präsent
Ausgehend von der Inszenierung im Portrait geht es über die literarische
Rezeption zur verstärkt Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzenden
öffentlichen Ehrenerweisung durch Denkmäler und Monumente. Wie
zahlreiche Sammlerstücke und kleine Statuetten des Königs zeigen, machte
die Huldigung seiner Person auch vor den Wohnzimmern des Bürgertums
keinen Halt. Unterstützt wurde die öffentliche und private
Traditionspflege des 19. Jahrhunderts durch die Geschichtsschreibung der
Hofhistoriographen Leopold von Ranke und Heinrich von Treitschke. Neben
der Rezeptions- und Wirkungsgeschichte in Kunst und Literatur, setzt
die Ausstellung einen weiteren Schwerpunkt im Nachleben des preußischen
Königs in Politik und Gesellschaft. Zur politischen Werbeikone stieg
Friedrich II. in der Weimarer Republik und der NS-Zeit auf. Die
Ausstellung zeigt Propaganda- und Werbeplakate verschiedener Parteien,
die bekannte Vorstellungen über die Person Friedrichs II. für ihre
Zwecke instrumentalisierten: der Aufklärer, der sparsame Haushälter oder
der unerbittliche Feldherr und Landesvater. Auf den Höhepunkt der
Heroisierung Friedrichs II. als Kriegsheld folgte nach 1945 eine Zeit
der Verdammung, die mit Plakaten der Sowjetunion, Theaterstücken aus der
DDR und wissenschaftlichen Publikationen aus West-Deutschland
vermittelt wird. Erst zum 280. Jahrestag der Erhebung Preußens zum
Königreich 1981 fingen sowohl die Deutschen in der BRD als auch in der
DDR wieder an, sich mit Friedrich dem Großen zu beschäftigen.
Die Ausstellung „Friedrich der Große. Verehrt. Verklärt. Verdammt“ des
Deutschen Historischen Museums gibt einen interessanten und relativ
kurzweiligen Einblick in die Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte des
preußischen Königs, der, wie der Historiker Christopher Clark sagt, aufs
Ganze gesehen, präsent geblieben ist. Die über 1.000 Besucher der
Ausstellungseröffnung bestätigen dies.
Foto: DHM
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