Dienstag, 3. April 2012

Meer Berlin - oder vom Baden in der Spree


Bei hoffentlich bald sommerlichen Temperaturen hört sich eine nasse Abkühlung inmitten der Innenstadt verlockend an. 1905 gab es tatsächlich noch rund 15 Flussbadeanstalten im Stadtzentrum von Berlin – auch Spreebäder genannt. Ende des 18. Jahrhunderts waren das eigens dafür gebaute Schiffe, auf denen Frauen und Männer in separaten Badewannen der Körperhygiene nachgingen. In den Badeschiffen gab es „Badewannen erster Klasse aus glasiertem Thon [...], die der zweiten Klasse [...] von Zink, die übrigen von Holz“. Die Badeschiffe waren nach gesellschaftlichen Schichten in mehrere Stockwerke unterteilt und „Personen mit zweifelhaftem Ruf“ blieb der Eintritt untersagt. Dampfbäder und ausgeklügelte Heizsysteme machten den Aufenthalt zu einem Ort des Freizeitvergnügens.
Wegen des hohen Bevölkerungswachstums in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vergrößerte man die Badeschiffe in ihrer Architektur derart, dass man von Badehäusern sprach. Sie sahen wie schwimmende Häuser aus, mit Holzwänden, die den Teil des Spreewassers umzäunten, in dem geschwommen, von Brettern gesprungen oder geplanscht wurde. Auch unterrichtete man dort die ‚Kunst des Schwimmens’.
Ob Badeschiff oder Badehaus, beiderlei Bademöglichkeit galt schon sehr früh als Prestigeobjekt der Großstädte. In einem Aufruf aus dem 18. Jahrhundert für den Bau solcher Spreebäder in Berlin heißt es: „Alle großen Städte und Residenzen Europens sind mit einem Badehaus versehen – nur Berlin nicht [...] Berlin ist nun groß geworden, daher braucht es auch, was zu einer großen Stadt notwendig ist – ein Badehaus“.
Nach über 200-jähriger Geschichte der Spreebäder sind bis 1925 in Alt-Berlin und bis 1933 alle umliegenden Flussbadeanstalten geschlossen worden – Grund war die Verschmutzung der Gewässer durch die Industrie. Die Spree wieder sauber zu bekommen, ist u.a. auch ein Anliegen des Projekts http://www.spree2011.de. Bis die Spree aber wieder sorglos zum Baden genutzt werden kann, müssen noch einige dicke Bretter gebohrt werden. Derweil kann man zumindest per Boot in See stechen und die vielen Kanäle Berlins entdecken. Mittlerweile hat sich eine interessante "Seemanns- und Seefrau-Kultur" gebildet. Mehr dazu im Buch zum Frühjahr und Sommer in Berlin:



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