Donnerstag, 9. Juli 2009

Spreeinsel-Sightseeing einmal anders


Ein Spaziergang durch das mittelalterliche Cölln

Kennen Sie Cölln in Berlin? Nein, ich habe mich nicht verschrieben. Ich denke auch nicht an Neukölln. Das Cölln, das ich meine, liegt mitten in der Spree, ist fast 800 Jahre alt und einer der ältesten Siedlungsteile von Berlin. Wenn man von Köpenick und Spandau mal absieht… Aber die liegen ja, wenn es nach den meisten Bewohnern dort ginge, sowieso nicht in Berlin. Ich möchte Sie nun einladen zu einem kleinen Spaziergang durch das mittelalterliche Cölln auf der Spreeinsel, von dem heute leider nicht mehr viel übrig geblieben ist.

Das Inselvolk
Die Spreeinsel, wie wir sie heute kennen, ist aufgeteilt in Museumsinsel und Fischerinsel. Dort, wo heute das Bode- oder Pergamonmuseum tausende von Touristen anlocken, war im Mittelalter nichts als Sumpf. Dieser nördliche Teil der Insel war daher nicht bewohnt. Das Zentrum der Stadt Cölln bildete sich auf dem südlichen Teil, der Fischerinsel. Der Name ist Programm: Der Fischfang in der Spree war Haupteinnahmequelle der Bewohner Cöllns. Dreh- und Angelpunkt der kleinen Siedlung war bald der Petriplatz, zwischen Scharrenstrasse und Gertraudenstrasse, den beiden Hauptstraßen Cöllns. Auf diesem Marktplatz verkauften die Fischer ihre Waren im Schatten der Petrikirche. Diese wurde um 1230 erbaut und nach Petrus, dem Schutzheiligen der Fischer, benannt. 1964 wurde die Kirche, die im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt wurde, abgerissen. Heute dominieren triste Hochhäuser diesen ältesten Teil der Stadt.

Von Brüdern und Herrschern
Weiter geht es zur Brüderstraße: Der Name deutet auf einen Orden hin. Und tatsächlich: Ein Dominikanerkloster gab dieser Straße im 13. Jahrhundert ihren Namen. Mönche dieses Ordens siedelten sich im Mittelalter hauptsächlich in Städten an, die viele Geistliche zuvor als Sinnbild von „Sodom und Gomorrha“ verstanden. Hier predigten sie der „verfehlten“ Einwohnerschaft und gaben ihnen die Möglichkeit, Buße zu tun. Später entstand in derselben Straße das Cöllnische Rathaus. Gehen Sie nun über die Breite Straße, die sich im Laufe der Jahre zur Flaniermeile Cöllns entwickelte, zum Schlossplatz. Hier stand und wird bald wieder das Berliner Schloss stehen – die Debatte ist bekannt. Ab 1443, als Kurfürst Friedrich II. den Bau beschloss, war es zunächst Sitz der Markgrafen und Kurfürsten von Brandenburg, später der Könige von Preußen und schließlich der Deutschen Kaiser. 1950 wurde es nach Vorgabe Walter Ulbrichts gesprengt.

Mühlen quer durch die Spree
Die Rathausbrücke, über die Sie nun vom Schlossplatz aus in die Schwesternstadt Cöllns, Berlin, gelangen können, ist nur die zweitälteste Brücke der Stadt. Der Mühlendamm, der sich einige hundert Meter rechts befindet, war lange Zeit die einzige Verbindung zwischen Berlin und Cölln. Mehrere Mühlen nutzen dort die Wasserkraft quer durch die Spree. Ab Mitte des 15. Jahrhunderts befanden sich die Mühlen in landesherrschaftlichem Besitz, die Einwohner waren gezwungen, ihr Korn in diesen Mühlen mahlen zu lassen. Gleichzeitig war diese Stelle der einzige Verbindungspunkt in der Umgebung zwischen Magdeburg und Frankfurt/Oder. Die brachte den Stadtoberen zusätzlich Handelszölle ein. Fast kann man ihre Klingelbeutel noch heute hören…

Mehr zum mittelalterlichen Berlin gibt es auf unserer Website!

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