Montag, 18. Januar 2010

Spaziergang in Spandau


Berlin zu erkunden lohnt sich nicht nur in Mitte oder Kreuzberg, auch andere Bezirke haben Spannendes zu berichten.
Spandau hat neben einem wirklich empfehlenswerten Weihnachtsmarkt vor allem Historie zu bieten – die Anfänge der Stadtgeschichte lassen sich in den kleinen Straßen der Altstadt nachverfolgen.
Seit dem 7. Jahrhundert von Slawen besiedelt, findet man gegen Ende des 10. Jahrhunderts Zeugnisse einer Slawenburg auf heutigem Spandauer Gebiet. Sie befand sich jedoch nicht an Stelle der Zitadelle, sondern auf einem Burgwall am Zusammenfluss von Spree und Havel. Eine neue askanische Burg baute Albrecht der Bär im 12. Jahrhundert. Sie wurde Grundlage der Zitadelle und bald beträchtlich erweitert. Die an der Burg angesiedelten Bewohner wurden dafür in die heutige Altstadt von Spandau umgesiedelt. 1560 ordnete Kurfürst Joachim II. an, die Burg durch eine Landesfestung ersetzen zu lassen. Sie wurde 1594 fertiggestellt und Spandau damit zur Militärstadt.
Die St.-Nikolaikirche mit dem auf dem Reformationsplatz abgebildeten Joachim II. erzählt von dem Übertritt des Kurfürsten zum lutherischen Glauben. Die Reformation breitete sich anschließend von hier über Berlin und Brandenburg aus.
Mittelalterlicher Profanbau findet sich eingebettet in die Touristeninformation Spandaus im Gotischen Haus auf der Breiten Straße, das im Obergeschoß auch eine kleine Ausstellung bereithält. Viel ist über das Haus nicht bekannt. Erbaut wurde es gegen Ende des 15. Jahrhunderts möglicherweise von einer besser gestellten Patrizierfamilie. Darauf deutet die Ziegelbauweise hin, die gegen Holz- und Fachwerkbau hervorstach.
Zum ältesten Siedlungskern gerät man doch, indem man die Altstadt über die Straße Am Juliusturm verlässt. Der sogenannte Kolk war einst eine Insel, die Straße Am Juliusturm ein Wasserarm, der zugeschüttet wurde. Selbst Spuren aus der Steinzeit ließen sich hier nachweisen. Erstaunlich alte Häuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert säumen die kleinen Straßen und lassen den Besucher mittelalterliche Enge nachvollziehen. Bis weit in die Neuzeit hinein lebten die Bewohner vom Fischfang. Noch heute findet sich in den Grundbüchern der am Kolk angesiedelten Häuser die sogenannte Fischereigerechtigkeit – das Recht, freien Fischfang auszuüben.

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