Dienstag, 6. April 2010

Zwischen Pest und Sparzwang – 300 Jahre Charité in Berlin


(Berlin, 30. März 2010) „Geschichte ist nie zu Ende“, davon ist der Direktor des Berliner Medizinhistorischen Museums, Prof. Dr. Thomas Schnalke, überzeugt. Aber Geschichte hat einen Beginn und dieser Beginn liegt für die Charité mittlerweile 300 Jahre zurück. Gegründet als Quarantänestation für Pestkranke im Jahr 1709 entwickelte sich die Charité zu dem zukunftsgerichteten, modernen Universi-tätsklinikum, das sie heute ist. Der exzellente Ruf der Charité, sowohl in der Patientenversorgung, als auch in Forschung und Lehre, hat sich in den vergangenen Jahrhunderten langsam, aber sicher weit über die Grenzen Deutschlands hinaus verbreitet. Auch zu DDR-Zeiten wurde hier Spitzenforschung betrieben. So ist es nicht verwunderlich, dass sich medizinische Koryphäen weltweit vehement für den Erhalt der Charité einsetzten, als die Klinik im Zuge der Umstrukturierungsmaßnahmen nach der Wende 1989 geschlossen werden sollte.
Um das Jubiläum angemessen zu feiern, aber auch zur Erinnerung an die wechselhafte Geschichte der Charité, wurde am 25. März 2010 die Sonderausstellung „Charité. 300 Jahre Medizin in Berlin“ eröffnet. Die Kuratorin der Ausstellung, Isabel Atzel, hat sich zum Ziel gesetzt, die Geschichte der Charité in allen ihren Facetten zu beleuchten. Dazu gehören, so Atzel, „glückliche Entdeckungen, zündende Ideen, aber auch Ab- und Irrwege“ in der Geschichte des Hauses. So fehlte in den Vorträgen im Rahmen der feierlichen Eröffnung auch nicht der Hinweis, dass nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten nicht ein einziges Mitglied des Kollegiums seine Stimme gegen die Vertreibung der jüdischen Ärzte und Schwestern aus Forschung, Lehre und Praxis erhob. Der Focus der Ausstellung liegt nicht hauptsächlich auf den Ab- und Irrwegen des berühmten Hauses; diese werden jedoch nicht verschwiegen. Eine Ausstellung, die sich zum Ziel gesetzt hat, die 300jährige Geschichte der Charité zu beleuchten, darf wenig ruhmreiche Epochen nicht verschweigen, aber auf sie auch nicht das Hauptaugenmerk des Betrachters lenken.
Auch acht Nobelpreisträger, die an der Charité ihren wissenschaftlichen Weg begannen, werden in der Ausstellung gewürdigt, darunter z. B. Robert Koch oder Emil von Behring. Neben berühmten Mitarbeitern des Klinikums verfolgt die Ausstellung den Wandel von Krankheitsbildern und zeigt Arbeitsgeräte von Ärzten im Verlauf von 300 Jahren. Mit Hilfe von beleuchteten Informationstafeln wird die klinische Praxis an der Charité unserer Zeit dargestellt – einer Zeit, in der über die Kooperation der Charité mit den Vivantes Kliniken verhandelt wird und in der „wissenschaftliche Revolutionen, aufgrund ihrer Häufigkeit, schon beinahe Normalität sind“, wie Prof. Dr. Jürgen E. Zöllner (Senator für Wissenschaft und Forschung in Berlin), betont.

Die Ausstellung ist bis zum 27. März 2011 im Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité zu sehen: Charitéplatz 1, 10117 Berlin, Tel. 030/ 450 536 156, www.bmm.charite.de, Öffnungszeiten Di-So 10-17 Uhr, Mi+Sa 10-19Uhr.

Martina Lehnigk

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