Mittwoch, 17. Juni 2009

Armut kann auch freiwillig sein

Wie Franziskus von Assisi zum Bettelmönch wurde

(Berlin, 15.06.09) Hat Armut Geschichte? Nicht erst seit der global um sich greifenden Wirtschaftskrise beschäftigt sich der Vergangenheitsverlag mit den Themen Armut, Reichtum und Sparen. Uns interessiert: Wie wird man reich (wen interessiert das nicht), wie arm, wie gehen Menschen mit dem Schicksal von Reichtum und Armut um? Diese Fragen betreffen grundsätzliche Aspekte des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Grund genug für eine kurze Rückschau – zunächst auf das Thema Armut. War diese immer ein herber Schicksalsschlag? Nicht unbedingt. Es gibt Beispiele aus der Geschichte, die einen vollkommen anderen Umgang mit dem Thema zeigen…

Vom Saulus zum Paulus
Franziskus von Assisi (1181-1226) war einst ein reicher Kaufmannssohn. Verschwenderisch ging er in seiner Jugend mit dem Geld seines Vaters, einem Tuchhändler, um. Er trug feinste Stoffe und feierte rauschende Feste. Und Ritter wollte er werden, der junge Francesco. Als es er schließlich mit den Truppen seiner mittelitalienischen Heimatstadt Assisi in den Krieg gegen das benachbarte Perugia zog, kam er krank, erschüttert und geläutert zurück. Er soll eine Vision gehabt haben: Gott habe zu ihm gesprochen und ihn aufgefordert, sich fortan in seinen Dienst zu stellen.
Daraufhin suchte er die Einsamkeit und ging auf Pilgerfahrt. Der Legende nach tauschte er seine Sachen mit einem Bettler um völlige Armut zu erfahren. Er baute mehrere Kirchen wieder auf, erneut soll er in einer Version von Gott dazu aufgefordert worden sein. Die Mittel dafür erbettelte er bei den Anwohnern, doch er nahm auch Geld und Waren aus dem väterlichen Geschäft. Manchmal verschenkte er sogar die teuren Stoffe. Schließlich prozessierte der Vater gegen ihn. In der Gerichtsverhandlung im Frühjahr 1206 verzichtete Franz auf sein Erbe, den Quellen nach entkleidete er sich vollständig seiner Sachen und sagte sich vom Vater los:

„Bis heute habe ich dich meinen Vater genannt auf dieser Erde, von nun an will ich sagen: Vater, der du bist im Himmel.“ (Dreifährtenlegende)

Fortan lebte er als Einsiedler, bettelte und trug eine einfache Kutte, zusammengehalten nur mit einem Strick. Er verstand sich als Büßer, mahnte die Menschen tugendhaft zu leben und für ihre Sünden zu büßen. Viele zog er mit dieser neuartigen, asketischen Lebensweise in den Bann. Nie hatte er vor, einen Orden zu gründen, doch so viele wollten nach seinem Vorbild leben, dass er schon wenige Jahre später, 1209, mit seinen Gefährten gen Rom zog, um die Erlaubnis für eine kleine Gemeinschaft zu erbitten. Eine gefährliche Mission, denn „Ketzer“, wie die Gemeinschaften der Waldenser oder Katharer, machten sich im Heiligen Römischen Reich breit, die Skepsis der Kurie hinsichtlich neuer Ordensgründungen war groß. Doch auch hier soll Franziskus eine Vision zu Hilfe gekommen sein, die diesmal nicht ihn ereilte, sondern den Papst, der in der Nacht zuvor von der Ankunft des Retters des Christentums träumte. Er erteilte ihm die Erlaubnis.
Der Franziskanerorden zählt zu den vier großen Bettelorden des Mittelalters. Bis heute kann man sie an ihrer einfachen, braunen Kutte erkennen.

Blog über den Franziskanerorden und seine Tätigkeiten in Deutschland: www.franziskaner.de

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