Donnerstag, 13. August 2009

13. August 1961 - der Mauerbau beginnt


Alljährlich wird dieser Tag in der bundesrepublikanischen Gedenkkultur mit allerlei Kranzniederlegungen und vielen Reden begangen: der 13. August 1961, der Tag, als der Bau der Berliner Mauer begann. Volkspolizisten riegeln die Grenzen zum Sowjetsektor ab. Seit dem frühen Morgen wird mitten in Berlin das Straßenpflaster aufgerissen, werden Asphaltstücke und Pflastersteine zu Barrikaden aufgeschichtet, Betonpfähle eingerammt und Stacheldrahtverhaue gezogen. Fassungslos stehen sich die West-Berliner auf der einen, die Ost-Berliner und Bewohner des Umlandes auf der anderen Seite an der Sektorengrenze gegenüber. Auf der Ostseite halten Kampfgruppen und Volkspolizei die Umstehenden mit Maschinengewehren in Schach, im von den West-Alliierten kontrollierten West-Berlin schirmt die Polizei die Grenzanlagen vor den aufgeregten Bürgern ab. Die Bundeszentrale für politische Bildung hat gemeinsam mit dem Deutschlandradio einige interessante Radiobeiträge aus dieser Zeit zusammengestellt, wie bspw.: RIAS-Bericht vom Brandenburger Tor, 13. August 1961

Ost und West hatten und haben teils bis heute ihre eigenen Lesarten dieses Ereignisses. Geschichte ist Interpretation: Für den Osten war die Mauer im offiziellen Jargon ein "Bollwerk gegen den Kapitalismus", eine notwendige Schutzmaßnahme vor den "Imperialisten". Für den Westen war die Mauer das menschenverachtende Symbol der Unfreiheit, ein Bauwerk, an dem zahlreiche Menschen ihr Leben ließen.

Dieser Tage ist die Anzahl der Mauertoten wieder Gesprächsthema. Viele Medien berichten darüber, so auch der Berliner Tagesspiegel, der schreibt: "Der Historiker Hans- Hermann Hertle hat am Potsdamer Zentrum für Zeithistorische Forschung allein für die Berliner 133 Todesfälle recherchiert und dokumentiert. Die Liste der Mauertoten beginnt mit Ida Siekmann, die am 22. August 1961 ums Leben kam: Sie sprang aus der dritten Etage ihrer Wohnung in der Bernauer Straße auf den zum Westen gehörenden Bürgersteig und stürzte sich dabei zu Tode. Die Liste endet mit Winfried Freudenberg, der mit einem Gasballon aus der DDR floh. Am 8. März 1989 erlitt er – schon über West-Berliner Stadtgebiet – beim Absturz des Ballons tödliche Verletzungen." (siehe Tagesspiegel-Artikel: Mehr Mauertote als bislang bekannt).

Interessant ist, dass die Zahl der Mauertoten immer wieder als Gradmesser der Brutalität des DDR-Regimes gedeutet wird. Alexandra Hildebrandt, umstrittene Direktorin des Museums am Checkpoint Charlie, kommt auf eine wesentlich höhere Zahl. Auch sie ließ pünktlich zum Gedenktag 13. August ihre Zahlen verbreiten und kommt auf ca. 100 weitere Toten.
Kulturstaatsminister Bernd Neumann hat den Streit um die Opferzahlen an der Berliner Mauer kritisiert (siehe Bericht der Deutschen Welle: Neumann kritisiert Streit um Mauertote). Dieser Streit sei kleinlich - Recht hat er, letztlich sagen die Zahlen nichts über das Schicksal der einzelnen aus. Was dieses Bauwerk für die Menschen bedeutet hat, wie sehr es viele von einem Leben in Freiheit abhielt, wie groß der Drang nach Überwindung der Mauer wurde, so sehr, dass man sein eigenes Leben aufs Spiel setzte - davon erzählt beispielsweise der Fall des Chris Gueffroy. Die offene Frage ist: Was machen wir heute mit der Erinnerung an diese Ereignisse?

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