Sonntag, 9. August 2009

Bullrich-Salz: Marke · Mythos · Magensäure


Zwar haben wir unsere eigenen Bücher zur Geschichte, aber immer wieder finden wir interessante Bücher, die wir weiterempfehlen. Konsum, Konsumgesellschaft, Konsumismus, die Welt der Marken - all das ist ein dominantes Signum unserer Zeit, die Information und Auseinandersetzung darüber klärt auch über unser aktualles Denken auf. Marken sind Teil unseres Alltags, wir leben mit ihnen, sie begleiten uns, ihre Botschaften werden über die Jahre zu vertrauten Versprechungen - teils ungefiltert, manchmal bewusster bestimmen sie unser Verhalten. Matthias Gerschwitz hat die Geschichte eines Markenartikels aufgeschrieben: "Bullrich-Salz - Marke - Mythos - Magensäure" heißt sein Buch, das nicht die Dekonstruktion der Markenwelt zum Ziel hat, aber doch anschaulich zeigt, wie Marken gemacht werden und wie eng sie mit unserem Leben verknüpft sind.

Auf 228 Seiten folgt der Autor den Spuren eines der ältesten deutschen Markenartikel; Bullrich-Salz wurde 1827 vom Apotheker I. Klasse August Wilhelm Bullrich in Berlin erfunden. Auf dem Weg der Marke durch Kaiserreich, Weimarer Republik und Nationalsozialismus bis zur heutigen bundesdeutschen Demokratie zeichnet er zugleich Firmen-, Familien- und Sozialgeschichte nach. Er führt den Leser durch Familienfehden (zwischen A. W. Bullrich auf der einen und seinem älteren Bruder Carl Wilhelm Bullrich auf der anderen Seite), Erbstreitigkeiten, Betrug, Mobbing, Beleidigung, Rechtsstreitigkeiten um Warenzeichen – und sogar einen Mord.

Selbst als Fallstudie für erfolgreiches Marketing kann die Bullrich-Historie heute noch dienen. Das Thema „Integrierte Unternehmenskommunikation“ lässt sich anschaulich am Beispiel der über 180jährigen Geschichte darstellen: Von 1863 bis 1920 währt der erbitterte Kampf der beiden Firmen, die sich nur graduell im Firmennamen unterschieden - A. W. Bullrich und C. W. Bullrich. Beide Unternehmen verkaufen ein Produkt, das Original Bullrich’s Reinigungs-Salz heißt. Da es noch keinen Markenschutz gibt (der wird erst 1894 gesetzlich verankert), ist das möglich. Nach 1895 werden die Streitigkeiten auf anderen Feldern ausgetragen.

Mehr dazu: http://www.berliner-geschichten.com/bucher/bullrich-salz/

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